FORUM NEUE MUSIK 2018 - Letzter Frost
internationales festival forum für neue musik – Oberstdorf 2018, 09. - 11.03.2018
letzter Frost
in Finnland und Aserbaidschan
Do. 08. 03. 2018 – 20:00 Uhr
Ort: Villa Jauss – Fuggerstraße 7 - Oberstdorf
Vortrag: zeitgenössischer Gitarrenbau
Referent:
Jonas Schneele – Gitarrenbaumeister - Sonthofen
Fr. 09. 03. 2018 – 20:00 Uhr
Ort: Villa Jauss – Fuggerstraße 7 - Oberstdorf
Finnland und Deutschland
Gitarrenkonzert und Vortrag
Patrik Kleemola: Gitarre
im Anschluss:
Die Kultur Finnlands – das Turku Gitarrenfestival
Referent:
Patrik Kleemola – Turku
Sa. 10. 03.2018 – 20:00 Uhr
Ort: Schöner Saal in der Sing- u. Musikschule Kempten – Bräuhausberg 4 - Kempten
Finnland und Deutschland Programm siehe 9.03.
So. 11. 03.2018 – 17:00 Uhr
Ort: Villa Jauss – Fuggerstraße 7 - Oberstdorf
Aserbaidschan – Finnland – Deutschland
Akkordeonkonzert und Tanzperformance
Valentin Metzger: Akkordeon
Clara Cazzanelli & Sandra Bommeli: Tanz
Hans-Jürgen Gerung: Rezitation
im Anschluss:
Vortrag: die Kultur Aserbaidschans
Referenten: Rufat Khalilov & Kamala Shikhli – Baku 3
Eine Veranstaltungsreihe der Musikschule Oberstdorf
Leitung und Organisation: Hans-Jürgen Gerung
Schirmherrschaft: 1. Bürgermeister Laurent O. Mies
Das internationale festival forum für neue musik – oberstdorf wurde 2006 von dem Komponisten Hans-Jürgen Gerung ins Leben gerufen. Die Vermittlung zeitgenössischer Werke an Schüler ist Hauptanliegen dieser jährlich im März stattfindenden Reihe. In der Zeitspanne eines Wochenendes wird ein enger Kontakt zwischen Publikum, Komponisten und Interpreten hergestellt. Jede Veranstaltung widmet sich ganz einem Komponisten, einem herausragenden Interpreten oder Ensemble, dessen Werk und einem ausgewählten thematischen Schwerpunkt in Konzerten, Workshops und Vorträgen. Das Festival hat mittlerweile einen klangvollen Namen weit über Oberstdorf hinaus und erst 2015 wurde die Veranstaltungsreihe durch die Schwedische Sibelius Foundation ausgezeichnet und finanziell unterstützt.
2018 liegt der Fokus ganz auf Solowerken aus Finnland, Aserbaidschan und Deutschland und es ist gelungen, mit Patrik Kleemola einen der führenden Gitarristen Finnlands nach Oberstdorf zu holen. Ein weiterer Höhepunkt ist die Performance für Akkordeon und Tanz mit Valentin Metzger, Sandra Bommeli und Clara Cazannelli. Hier begegnen sich die drei Musikwelten aus Finnland, Deutschland und Aserbaidschan direkt und im Anschluss an das Konzert wird der Komponist Rufat Khalilov einen Einblick geben in die Musikkultur Aserbaidschans; unterstützt wird er dabei von Dr. Kamala Shikhli. Neben den beiden Konzerten von Patrik Kleemola und Valentin Metzger liefert das diesjährige Festival mit dem Vortrag des Sonthofener Gitarrenbaumeisters Jonas Schneele erstmals einen Beitrag zum Gitarrenbau, dessen Wiege nicht zuletzt auch in Füssen im Allgäu zu suchen ist.
Vorbemerkung zum Programm
Finnland feierte am 05.12.2017 seinen 100. Geburtstag und aus diesem Grund schenkte die Welt dem Land im hohen Norden an vielen Orten eine ganz besondere Aufmerksamkeit. So wurden z. B. die Niagarafälle in Amerika, das Colosseum in Rom, der Hadrians-Bogen in Athen und der Holmenkollen in Oslo mit den blau-weissen Farben der Finnischen Fahne beleuchtet.
Das internationale festival forum für neue musik – 2018 stellt in diesem Jahr Finnland mit dem Interpreten Patrik Kleemola und mit den Werken der finnischen Autoren Mikko Heiniö, Harri Suilamo, Harri Vuori, Juha T. Koskinen und Jukka Tiensuu mit großem Vergnügen breiten Raum zur Verfügung und der Besuch von Musik und Kunst aus dem polaren Norden ist für die Menschen in den schneeverhangenen Bergen Oberstdorfs ein ganz besonderes Geschenk.
letzter Frost – so lautet die Überschrift dieser Festival-Tage in der Villa Jauss und dies ist auch der Titel einer Komposition, die der Oberstdorfer Komponist Hans-Jürgen Gerung für die beiden Interpreten Patrik Kleemola und Valentin Metzger geschrieben hat. Das Werk nähert sich aus zwei verschiedenen Richtungen den drei finnischen Volksliedern:
I. Aamulla varhain
II. Tule mun ystäväni rantahan
III. Kun lauttamme puomia heilutteli
Die Verarbeitung des Materials durch die doch sehr verschiedenen Instrumente Gitarre bzw. Akkordeon führt den Zuhörer jeweils auf ganz unterschiedlichen Klangwegen durch die finnischen Landschaften … Landschaften, die mit ihren schneebedeckten Wäldern, den Seen und den Bergen und mit ihrer Sagenwelt dem Allgäuer Zuhörer gar nicht so fremd sein dürften.
Aserbaidschan gehört mit Georgien und Armenien zu den Ländern des südlichen Kaukasus und sowohl Kunst als auch Musik weisen zahlreiche enge Verbindungen zu Persien auf. Speziell in den Städten im Norden Aserbaidschans basiert die klassische Musik auf der orientalischen Muğam-Tradition, im Prinzip ein modales System das vielen asiatischen Musikkulturen gemein ist. Der bedeutendste Vertreter aserbaidschanischer Kunstmusik war der Schostakowitsch-Schüler Kara Karayev (1918-1982). Der Gastkomponist des diesjährigen Festivals wiederum, Rufat Khaliliov, studierte in Baku Komposition bei Faraj Karayev, dem Sohn von Kara Karayev und bei Ismail Hajibeyov. Khalilov darf also musikalisch getrost als direkter Nachfahre von Dmitri Schostakowitsch gelten.
Wie groß war der Einfluss der russischen Kunstmusik ab Ende des 19. Jh. auf die die klassische Musiktradition des Landes? Inwiefern sie in die symphonische Musik eingeflossen und wie positioniert sich die junge Komponistengeneration der Gegenwart heute? Der Vortrag über die Kunstwelten Aserbaidschans von Kamala Shikhli und Rufat Khalilov spricht aber nicht nur über Musik sondern auch über Kunst und Architektur dieses fernen Landes zwischen Asien und Europa.
Dass Füssen im Allgäu über Jahrhunderte, (vom 15. Jh. bis zum dreißigjährigen Krieg) das unangefochtene Zentrum des europäischen Lauten- und Geigenbaus war ist heute nicht mehr jedem geläufig. Der Stadt Füssen, ihrem Kulturamtsleiter Thomas Riedmiller, den beiden Instrumentenbauern Pierre Chaubert und Urs Langenbacher, sowie natürlich der wissenschaftlichen Aufarbeitung durch Dr. Richard Bletschacher1 ist ein sehr informatives Instrumentenmuseum zu danken, das seit vielen Jahren in Ausstellungen, Symposien und Vorträgen diesem Thema breiten Raum gibt. Aber auch außerhalb der Stadt am Lech lassen sich zunehmend mehr Geigen- Gitarren- und Lautenbauer im Allgäu nieder. Seien es die in Kempten ansässigen Geigenbaumeister Konrad Stoll und Andreas Ott, in Oberstdorf der Gitarrenbauer Florian Jäger oder nun, in Sonthofen, der junge Instrumentenbaumeister Jonas Schneele. Dieser geht neue Wege, sowohl in der Konstruktion aus auch in der Gestaltung, und er schafft moderne Tonwerkzeuge, die zur Interpretation neuer Musik geradezu prädestiniert scheinen.