Gisela Rosen, Fotografie und Friedrich Carl Rosen, Malerei
Gisela Rosen Portraitfotografin
Gisela Rosen führt ihre künstlerische Veranlagung auf die Welt ihres Vaters zurück, in dessen Berliner Architekturbüro sie die ersten Anregungen bekam. Einfachheit und Klarheit als bestimmende Maximen ihrer Arbeit haben sicher dort ihren Ursprung. So wurde ihr das Gespür für den Aufbau eines Bildes gleichsam in die Wiege gelegt und durch das zwar kurze, aber prägende Leben mit dem Künstler Friedrich Carl Rosen enorm verstärkt. Wie anders ist es möglich, dass eine zwar begabte, aber bis zum Beginn ihres vierten Lebensjahrzehntes zurückhaltende Autodidaktin in Sachen Fotografie plötzlich geradezu explodiert und instinktsicher darin ihre Berufung entdeckt?
Der Tod des geliebten und verehrten Schauspielers und Malers F.C. Rosen hat sie gezwungen, ihr Talent zum Beruf auszubauen. Ihr Selbstbewusstsein, ihr Lerneifer und das Wissen um die künstlerische Ausdruckskraft haben ihr schnell den fotografischen Meisterbrief und die Lehrbefugnis an zwei Meisterschulen für Fotografie eingebracht. Portraitaufnahmen waren von Anfang an ihre Leidenschaft. Einfache, ungekünstelte Aufnahmen bezeichnet sie selbst als ihr Markenzeichen. Der Einsatz von Licht, die Position des Portraitierten und der richtige Zeitpunkt des „Schnappschusses“ waren ihre Geheimnisse, um gute Bilder zu erzeugen. Selbstverständlich wurde im eigenen Labor noch nachgearbeitet – 30 × 40 cm große Handabzüge waren damals für sie die Norm. Etwa drei Jahrzehnte lagen diese Aufnahmen in dunklen Schachteln – nun ist es Zeit, die Portraitkunst der inzwischen hochbetagten Fotografin in Oberstdorf zu würdigen.
Biografie Gisela Rosen
12. Juni 1920 geboren in Berlin
Grundschule in Rederitz (Pommern)
Lyceum in Berlin, Ausbildung als Handelskauffrau
1936 und später Ferien- und Urlaubswochen in Oberstdorf
1940 Heirat mit Herbert Koitzsch, Diplomvolkswirt
1941 Geburt des Sohnes Michael Koitzsch
1944 kriegsbedingter Ortswechsel von Berlin über Rederitz zur Tante nach Oberstdorf ( Februar 1945)
1947 Heirat mit Friedrich Carl Rosen, Schauspieler und Maler
1952 Tod von F.C. Rosen
Gisela Rosen fotografiert zunächst als Autodidaktin
1962
Meisterprüfung in Hamburg an der Bundesfachschule für Fotografie
1963 bis 1976 Lehrerin an der Bundesfachschule für Fotografie, Hamburg
1977 bis 1982 Lehrbeauftragte an der LMU-München, Lehrstuhl für Kunsterziehnung
Ständiger Wohnsitz in Oberstdorf
Friedrich Carl Rosen Ein Oberstdorfer Maler im 20. Jahrhundert
Vor 110 Jahren in München geboren, vor 55 Jahren
in Oberstdorf gestorben.
Mit dieser Ausstellung soll eines Mannes gedacht werden, der in der Zeit vor und nach dem 2. Weltkrieg das Kulturleben in Oberstdorf in großem Maße als Schauspieler und bildender Künstler mitgestaltet hat. Seine Frau erzählt über diese Zeit Folgendes: „Kontaktfreudig und aufgeschlossen begegnete Rosen den Menschen. Fast jeden im Ort kannte er und man kannte ihn. Er saß gerne in Bauernstuben, jede Werkstatt war interessant. Wo es „echt“ war, fühlte er sich wohl. Mit Graf Vojkffy wurden die Schwammerln gesucht, und mit dem damaligen Kurdirektor Hermann Schallhammer Eishockey gespielt. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Kunsthistoriker, Schriftsteller und Ägyptologen Kurt Lange, der mit seinen glänzenden Vorträgen den Zeitzeugen sicher noch in Erinnerung ist und dessen Bücher über Ägypten Standartwerke sind. Dr. Hans Schmitt, der, unter Hitler seines Amtes enthoben, 1945 sofort wieder als Pressesprecher und Kulturreferent ins Kölner Rathaus einzog, fand in Rosen einen gleichgesinnten Freund – eine Freundschaft, die bis zu Rosens Tod anhielt. Ein nächtlich gemaltes Doppelportrait mit dem Titel „Die Verborgenen“ entstand in Anklang an diese gemeinsame Kriegszeit in Oberstdorf. In den letzten Kriegsmonaten gehörte Rosen der Widerstandsgruppe „Der Heimatschutz“ an, die Oberstdorf kampflos halten wollte. Der Friede entließ die Menschen orientierungslos und hungrig.
Rosens Atelier war immer ein offenes Haus. Mit den Schauspielern Rene Deltgen, Karl John und den Malern Max Pechstein, Hermann Raddatz und Walter Jacob, um nur einige zu nennen, hielt Rosen Kontakt. Es war eine spannungsreiche, nachhaltig prägende Zeit.“ In diesem Zusammenhang sei auch nochmals an die 1953 in der Oberstdorfer Grundschule von der Kulturgemeinde ausgerichtete Gedächtnisausstellung erinnert, zu der Dr. Hans Harder folgende Zeilen verfasste: „Rosens malerisches Werk (...) gruppiert sich deutlich in Entwicklungsphasen: die Bilder der Frühzeit unter Robert Currys Einfluß bevorzugen heimatliche Motive und sind aus klaren, manchmal an den Impressionismus erinnernden Linien entwickelt. Dann aber zerreißt der braune Farbschleier über den kleinen Birken- und Schneelandschaften und eine gesteigerte Beziehung zum farbigen Leben tritt hervor. Jetzt bestehen die Bilder nur mehr aus wenigen Flächen reiner Farbe. In der Komposition von Flächen und Farben liegt ihre Stärke. „Das einsame Haus“ aus einem farbigen Dreiklang zum Bild geworden, wie die temperamentvolle Schwarzmeerlandschaft, die noch entschlossener die impressionistische Technik hinter sich lässt, sind Äußerungen eines bedeutenden Farbgefühls, das dekorative und ausdruckhafte Elemente in Einklang bringt. Manchmal gießt Rosen auch die kühle Architektonik seiner Malerei in phantastische Formen: Das Gegenständliche in einer herbstlichen Riefenkopflandschaft wird immer unwesentlicher, das Dekorative tritt in ein eigenartiges Spannungsverhältnis mit dem angestrebten Ausdruck.
Während die frühen Moorlandschaften im optischen Spiel mit Ton und Licht gefällig und leicht wirken, sind die späten Arbeiten ...klare Resultate der Auseinandersetzung mit Form und Farbe. Wo dann, wie in Rosens letzten überzeugenden Landschaftsbildern, die leuchtenden Farben ohne Übergang nebeneinander gestellt werden, sich so gegenseitig steigernd, aber auch einander die Waage haltend, wird eine feste Struktur erreicht, ein Bildaufbau, der an Glasfenster denken lässt.“
Biografie Friedrich Carl Rosen
26.Sept.1897 Geburt in München
Schon als Schüler Schauspielunterricht, mit 16 Jahren zum ersten Mal auf der Bühne
1914
Freiwilliger im 1.Weltkrieg
Erste Anregungen zur Malerei durch den Maler und Grafiker Joseph Scharl
1917
Entlassung aus dem Militärdienst nach einer Gasvergiftung, Wahlheimat Oberstdorf, viele Auftritte in Späths Bauerntheater, München. Charakterdarsteller in Tragödien und Komödien.
Bewegtes Schauspielerleben zwischen Berlin, Norddeutschland, Schlesien und den Balkanländern
1928
Endgültiger Wohnsitz in Oberstdorf
Neben der Schauspielerei Schüler von Robert F.Curry, der zwischen 1930 und 1940 in Obertdorf wohnt und malt
1934 Erste Ausstellung in München im Karl-Theodor-Palais, danach 23 Ausstellungen in München, Augsburg, Heidelberg, Sao Paulo und natürlich im Allgäu
1947
Heirat mit Gisela Rosen, geb. Hart
1952
Friedrich Carl Rosen stirbt in Oberstdorf
1952
Gedächtnisausstellung in der Grundschule Oberstdorf durch die Kulturgemeinde Oberstdorf mit 57 Arbeiten. In vier Wochen ca. 3000 Besucher
2006
Historischer Gast mit 4 Bildern bei der „Südlichen“ im Kunsthaus Villa Jauss, Oberstdorf