Kwang Lee & Friedemann Grieshaber

Kwang Lee umkreist in ihrer Malerei christliche Symbole, Paraphrasen auf Goya und Studien von Wasser und Licht. Es entwickeln sich während des Malvorganges ihre Formen zu tief empfundenen und oft fast abstrakten Kompositionen, wobei die Themen Mitleid und Heilung der Seele das geistige Fundament bilden. Friedemann Grieshaber thematisiert mit seinen Skulpturen den Raum, komprimiert in Figur und Architektur. Dabei untersucht er formale Beziehungen von Innen und Außen und ergründet - im Prozess des Ordnens und der geistigen Durchdringung - den Bildcharakter und die plastische Dimension einfacher Baustoffe.
06.05. – 18.06.2023, Do– So 15 – 18 Uhr
Eröffnung: Freitag 05.05., 20 Uhr
Einführung Wilhelm Geierstanger
Musik Annika Schacht (Harfe)
Die in Korea geborene Kwang Lee studierte Malerei in Seoul und Düsseldorf, war Assistentin und Meisterschülerin bei Prof. Markus Lüpertz. Die Ausstellung in Oberstdorf zeigt als Retrospektive die Entwicklung ihrer Malerei.
Figuration und Abstraktion wechseln sich in den frühen Bildern ab. Oft scheint die Welt durch dynamische Farb- und Formexplosionen zerstört und in Trümmern zu liegen und Gegenständliches ist nicht mehr zu erkennen.
Mit der Anlehnung an Figuren von Grünewald, Goya, van Gogh und Francis Bacon tauchen danach Leid und Schmerz in den Arbeiten auf. Der gequält gezeigte Mensch erfordert die Einfühlung des Betrachters in den ewigen Kreislauf menschlicher Erniedrigung. Neue Bilder von 2022 nehmen mit der Serie „Schwarze Pieta“ diese Thematik gemildert im christlichen Kontext wieder auf.
Es folgen diesem Tal der Schmerzen Bilderserien einer poetisch verzauberten Natur. Berliner Seeen und Davoser Berge bilden die Motive, doch mittels Malerei bekommen sie einen entrückten Farbklang, der beruhigte Ebenen des Betrachtens erreichen will.
Diese Zonen des Erlebens versucht die „Nirwana“ - Serie zu intensivieren. Parallel zur Musik entstanden z. B. in einer Art Schamanentanz der Performancemalerei „Kwangpunglyu“ wellenförmige Pinselüberlagerungen von Licht- und Wasserspuren, die eine Entgrenzung und Auflösung des Ichs anstreben im Sinne buddhistischer Lebensweisheiten. Ziel ist es, die leidende Seele des Menschen zu befreien.
Friedemann Grieshaber wurde 1968 in Ravensburg geboren, lebt und arbeitet nach einem Studium der Bildhauerei (Stuttgart und Berlin) in Berlin-Pankow.Arbeiten von ihm befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen.
Strenge Formationen bestimmen den Kosmos dieses Künstlers. Er bearbeitet Raum mit den grundlegenden Erlebnisbereichen des Innen und Außen. Ein- und Ausblicke im Haus sind jedem Betrachter geläufig. Die Zusammenfügung von Figur und Architektur betont Gemeinsamkeiten in Aufbau und Tektonik, bekannt seit der Antike, der Renaissance und der Moderne. Dabei verstärken die Materialien Beton, Eisen und Bronze die strenge Komposition. Höhe, Breite und Tiefe, die Grundlagen des euklidischen Raumes und damit des Bauens schlechthin, werden fast puristisch vorgeführt. Ornament wäre ein Verbrechen. Ordnung und Formung beherrschen in vielen Variationsmöglichkeiten das Tun ihres Schöpfers. Die Balance von vor und zurück, von oben und unten erzeugt hoffentlich auch im Kunsthaus Villa Jauss Freude und Erstaunen beim Betrachter.