Wege zur Moderne

Die diesjährige Sommerausstellung der Villa Jauss wird an das vor zwei Jahren begonnene Thema, Wege zur Moderne, anknüpfen. Wurden im ersten Jahr großartige Japanische Farbholzschnitte, als ostasiatischer Einfluss auf die Moderne gezeigt, so beleuchtete die letztjährige Ausstellung den europäischen Einfluss auf diese Entwicklung mit bedeutenden Druckgrafiken und Zeichnungen von Eugene Delacroix, Honore Daumier und Camille Corot, die wichtige französische Impulsgeber der Moderne im 19. Jahrhundert waren.
Dieses Jahr, zum 10-jährigen Bestehen der „Initiative Villa Jauss“ und dem 15. Oberstdorfer Musiksommer, werden die Wege zur Moderne mit einer intimen Ausstellung von Meistergrafiken der Künstler Paul Cézanne, Pablo Picasso, George Braque und Henri Matisse fortgesetzt. Obwohl manche Werke fast 100 Jahre alt sind haben sie an Radikalität, Aktualität, Schönheit und Ausdruck nichts verloren.
Die Ausstellung konzentriert sich ausgehend von Cézannes „Les Baigneurs“ von 1898, vor allem auf die kubistische Schaffensperiode von Picasso und Braque aus der Zeit von 1914-1916 und auf Werke von Matisse aus der Zeit von 1912-1925. Einige dieser Werke wurden schon in den großen Museen der Welt, wie z.B. dem Museum of Modern Art in New York gezeigt und können jetzt einmalig in der Villa Jauss, dem interessierten Publikum im Allgäu gezeigt werden.
Paul Cézanne (1839-1906) gehört neben Vincent van Gogh und Paul Gaugin zu den Gründervätern der Moderne. Ausgehend vom Impressionismus, dem er "Festigkeit und etwas Dauerhaftes" geben möchte, entwickelt Cézanne eine Ausdrucksweise der Malerei, die nicht "nach der Natur" sondern "parallel zur Natur" verläuft. Durch die flächige Betonung von Farbe und der Form gelangt Cézanne zu einem neuen Bildbegriff, der unter anderem unerlässlich für die Entwicklung des Kubismus (Form) ist.
Pablo Picasso (1881-1973) wird ab 1907 vor allem von Cézanne und afrikanischen Plastiken beeinflusst und beginnt nach der Blauen Periode (1901-1904) und seiner darauf folgenden Rosa Periode, Farben und Formen zu zersplittern. Er begründet mit Braque in dieser Zeit den Analytischen Kubismus. Aus einzelnen Facetten ergibt sich ein fein austariertes
Bezugssystem im Bildaufbau.
Georges Braque (1882-1963) entwickelt mit Picasso ab 1907 den Kubismus. Beide Künstler zerlegen Gegenstände in einzelne Facetten und zeigen sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Darstellung der Beziehung zwischen den Dingen ist wichtiger als die der Dinge selbst.
Henri Matisse (1869-1954) setzte sich neben Gauguin, van Gogh vor allem mit Cézanne auseinander, dessen bildarchitektonische Gesetze wichtig sind für seine eigene bildnerische Sprache. Alles Körperliche und Räumliche setzt Matisse in meist farbige Flächen um, die auch durch den Einsatz von ornamentalen Mustern eine große dekorative Wirkung entfalten.
Lassen Sie sich erneut inspirieren von einem Weg zur Moderne.